Für Paul Hermann aus der Klasse 10a spielt es eine große Rolle, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Er und fünf weitere Jugendliche nahmen an einem Jugend-Engagement-Wettbewerb teil, der von der Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Bertelsmann-Stiftung ins Leben gerufen wurde und gewannen einen Preis. Einzelheiten berichtet Paul im nachfolgenden Interview. ...
Hallo Paul. Du hast zusammen mit fünf weiteren Jugendlichen an einem Jugend-Engagement-Wettbewerb teilgenommen, und Ihr habt einen Preis gewonnen. Worum ging es bei diesem Wettbewerb?
Der Wettbewerb wurde von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Bertelsmann-Stiftung ins Leben gerufen, um junge Menschen zu ermutigen, sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren.
Mit welchem Projekt habt Ihr Euch an diesem Wettbewerb beworben?
Ich engagiere mich seit ein paar Jahren im Haus der Jugend und habe dort in Workshops gelernt, Graffitis zu gestalten. Das Projekt von meinen „Kollegen“ und mir heißt „Mach Graffiti Nachbar“. Verschiedene Einrichtungen wie z.B. Schulen, Kindergärten oder Seniorenheime bewerben sich bei uns. Wir entscheiden uns für einen Bewerber und gestalten dann z.B. einen Raum oder eine Fassade, je nachdem was gewünscht ist. Professionelle Graffiti-Künstler arbeiten mit uns zusammen, damit das Projekt reibungslos abläuft.
Hast Du schon früher Dein Talent fürs Zeichnen entdeckt, oder hat Dich erst der Graffiti-Workshop inspiriert, Dich künstlerisch zu betätigen?
Ich habe schon immer viel gezeichnet und inzwischen an ca. 20 Graffiti-Workshops teilgenommen und auch selbst einen Workshop mit geleitet.
Woher hast Du Dir Ideen und Anregungen für Deine Motive geholt? Hattest Du ein Vorbild, an dem Du Dich orientiert hast?
Die Ideen sind alle in meinem Kopf. Manchmal zeichne ich einfach drauf los und probiere vor allem viel aus. Manchmal dauert es nur eine Stunde, bis ein Motiv fertig ist, manchmal eine ganze Woche.
Im Haus der Jugend sind mehrere Graffitis zu sehen, an denen Du mitgewirkt hast. Welches waren Deine ersten Kunstwerke?
Mein allererstes Graffiti war der Dinosaurier aus „Ein Land vor unserer Zeit“. Das zweite Projekt war der Schriftzug „Jugend“ im Flur. Danach haben wir den Tanzraum im Haus der Jugend gestaltet. Die Fassade kam ganz zum Schluss.
Auf welches der Graffitis bist Du am meisten stolz und warum?
Am besten gefallen mir der Schriftzug „Jugend“ und natürlich die Fassade an der ich mitgearbeitet habe.
Was fasziniert Dich eigentlich so an dieser Kunstrichtung?
Das Gute am Graffiti ist, dass man machen kann, was man will. Bei anderen Kunstrichtungen versteifst du dich oft auf ein Thema, man malt streng nach Vorgabe, damit man in der Kunstrichtung bleibt. Beim Graffiti ist das anders. Es gibt z.B. viele Künstler, die mit den Spraydosen fotorealistisch malen. Ich finde das viel cooler. Die Dose als Werkzeug zu benutzen, finde ich klasse. Und mir gefällt einfach, dass die Bilder lange erhalten bleiben.
Zwei Stichwörter: „Graffitis“ und „Unsere Stadt“. Was fällt Dir spontan dazu ein?
In Montabaur gibt es viele gute Graffitis, die leider nicht legal sind. Die meisten Graffitis entstehen aber im Haus der Jugend. Hier haben wir viele legale Flächen, d.h. Platten, die uns zur Verfügung gestellt werden. Andere legale Flächen sind in z.B. in Koblenz oder Andernach. Und ich war auch schon in Berlin und Magdeburg. Grundsätzlich fände ich es cool, wenn die Städte bunter wären.
Hast du schon Dein nächstes Graffiti geplant?
Nein. Einen Plan habe ich nicht. Meine Graffitis entstehen eher spontan.
Gibt es ein Gebäude auf dieser Welt, welches Du gerne verschönern würdest?
Das Gebäude, das ich gerne mitgestaltet hätte, gibt es leider nicht mehr. Es war ein altes Bankgebäude in Berlin und hieß „The House“. Es wurde inzwischen abgerissen. Das Gebäude wurde von professionellen Künstlern aus der ganzen Welt gestaltet. Ich habe an der allerletzten Führung teilgenommen. Das Haus hat mich absolut fasziniert, weil ich dort viele unterschiedliche Street Art-Kunstwerke sehen konnte, z.B. Tape Art oder geschweißte Metallkonstruktionen. Graffiti ist ja nur ein kleiner Teil davon.
Die nächste Frage drängt sich auf. Da Du in ein paar Wochen die Schule mit einem Realschulabschluss verlassen wirst – willst du Beruf und Hobby verbinden? Und was hast Du nach der Schule vor?
Ich habe schon eine Ausbildungsstelle als Tischler. Nach der Lehre möchte ich meinen Meister machen und dann Innenarchitektur studieren. Da kann ich mich auch künstlerisch ausleben und zeichnen. Ansonsten werde ich meinem Hobby natürlich nach der Arbeit nachgehen.
Es ist toll, dass Du Dich in Politik und Gesellschaft engagierst. Bleibt nur zu sagen: „Weiter so!“