Liest man den Titel dieser Veranstaltung der Katholischen Fachstelle für Jugendarbeit denkt man zunächst hier müsse ja wohl jemand falsch recherchiert sich aber zumindest verschrieben haben. Nach dem Betreten der Katholischen Kirche fällt dem Besucher jedoch sofort die Leinwand mit genau diesem Text ins Auge. Also offensichtlich doch kein Versehen oder gar ein Fehler. Die ungewöhnliche Raumgestaltung fällt sofort in den Blick. Der Kirchenraum ist wunderschön beleuchtet, und im Mittelschiff sind riesige Schubladen aufgebaut, um die es bei der Veranstaltung auch tatsächlich geht, natürlich nur im übertragenen Sinne. Zahlreiche Stationen regen die Besucher zum Nachdenken an, in welchen Situationen sie - gar nicht böswillig, sondern unbewusst - zu Vorurteilen und Schubladendenken neigen.
Im Rolli-Parcours lernten die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit welchen Schwierigkeiten beeinträchtigte Personen im Alltag zu kämpfen haben. Häufig sehen wir ohne jede Bosheit aber mit einer gewissen Oberflächlichkeit über solche Dinge hinweg. Im „Supermarkt“ hieß es dann fünf Dinge einzukaufen, die definitiv in Deutschland hergestellt werden. Dass ein Markenname uns bezüglich der Herkunft häufig auf die falsche Fährte lockt, konnte man am Beispiel der „American Hot Dogs“, die in Niedersachsen hergestellt werden, erkennen. Kann man eigentlich vom Äußeren eines Menschen herleiten, welchen Beruf diese Person ausübt? Eine entsprechende Zuordnungsaufgabe machte deutlich, dass man mit seinen Vermutungen völlig falsch liegen kann. „Mädchen sind schlecht in Mathe!“ Mit diesem und vielen ähnlichen Vorurteilen wurden die Schülerinnen und Schüler an einer anderen Station konfrontiert. Anschließend hatten sie die Gelegenheit ihre eigenen Gedanken zu diesen Aussagen zu reflektieren und aufzuschreiben. Als sehr bestürzend empfanden die Schülerinnen und Schüler eine Sprachaufnahme, in welcher sich ein Mann über ein Liebesabenteuer mit einer farbigen Frau ausließ und dabei ein wahres Feuerwerk an Vorurteilen von sich gab. Zu extremer Verwirrung und zugegebenermaßen auch ein wenig Frust führte schließlich ein Rollenspiel, in dem sich die Schülerinnen und Schüler nicht nur mit Formularen in einer ihnen völlig fremden Sprache, sondern auch mit einem Beamten auseinandersetzen mussten, der weder der deutschen noch der englischen Sprache mächtig war. Wie mag sich also eine Person ohne Deutschkenntnisse in unserem „Verwaltungsapparat“ fühlen?
Stellen wir die Frage erneut: Ich einfach … verbesserlich? Diese Frage kann und muss man mit einem „Ja“ beantworten. Schon die Tatsache, dass wir unser eigenes Denken und Handeln immer wieder auf den Prüfstand stellen, kann ein wichtiger Schritt sein zu einem „W I R“ und damit letztendlich zu einem friedvollen Zusammenleben aller Menschen.
Last but not least ein herzliches Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Fachstelle für Jugendarbeit, die dieses fantastische Projekt realisiert haben.
Text und Fotos: Ulrike Lennartz